Berlin-Exkursion

Vom 14. bis 16. Juni hat sich das Mainzer Zentrum für empirische Demokratieforschung mit 17 Studierenden des Masters „Empirische Demokratieforschung“ auf den Weg nach Berlin gemacht. Ziel: Das politische Berlin mitten im Bundestagswahlkampf erleben und dabei verschiedene Akteure besuchen zu können, die im Wahlkampf eine entscheidende Rolle spielen.

Der diesjährige Wahlkampf verspricht in vielerlei Hinsicht spannend zu werden und sich von früheren Auflagen grundlegend zu unterscheiden. Auf Parteienebene ist mit der AfD ein neuartiger Akteur hinzugekommen, der gute Chancen auf den Einzug in den Bundestag hat. Durch die gestiegene Relevanz von Social Media haben sich auch die Instrumente im Wahlkampf gewandelt. Diesen Veränderungen wollen wir auf den Grund gehen – gut gerüstet: In Arbeitsgruppen hatten die Studierenden sich dabei auf verschiedene Themenbereiche vorbereitet, in denen sich die Besonderheiten des diesjährigen Wahlkampfs widerspiegeln. So beschäftigten sie sich im Vorfeld mit der Rolle sozialer Medien, neuen Möglichkeiten der Datenanalyse oder zielgruppenorientiertem Wahlkampf. An den Stationen  des Programms hatten wir dann die Gelegenheit, unsere Fragen mit Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen zu diskutieren und somit einen Blick hinter die Berliner Wahlkampf-Kulissen zu werfen.

Los ging es am Donnerstagmorgen mit einem Besuch bei „Ziemlich beste Antworten“, der an die Kommunikationsagentur Wigwam angegliederten Agentur für den Bundestagswahlkampf der Grünen (Fotos links + Mitte). Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Agentur und Partei? Wer gibt bei strategischen Entscheidungen den Ausschlag? Nach welchen Erwägungen wird entschieden, welche Themen den Wahlkampf einer Partei dominieren? Dies und mehr waren Fragen, denen wir bei diesem Termin im Gespräch mit Matthias Riegel, einem führenden Kopf der Agentur, nachgehen konnten.

Unsere zweite Station war die Berliner Dependance von Facebook Deutschland (Foto rechts), wo wir mit Anika Geisel aus dem Public Policy Team und ihrem Kollegen Semjon Rens sprechen konnten. Da sich ihre Arbeit auf die Schnittstelle zwischen Sozialen Medien und Politik konzentriert, bildeten die Beratungstätigkeit bei Ministerien und Abgeordneten sowie die Rolle der Interessen von Facebook die Schwerpunkte des Gesprächs. Auch Themen wie das geplante Netzwerkdurchsetzungsgesetz oder die Rolle von Social Bots im anstehenden Bundestagswahlkampf konnten hier diskutiert werden. Natürlich interessierten die Studierenden sich ganz besonders dafür, welche Möglichkeiten das soziale Netzwerk im Wahlkampf sowohl für Politiker als auch für Bürgerinnen und Bürger bereithält.

Unseren nächsten Halt machten wir im Willy-Brandt-Haus, wo wir mit Dr. Alexander Petring und Dr. Matthias Orlowski ins Gespräch kamen (Foto links). Unter anderem diskutierten wir die Möglichkeiten, die sich durch neue Datenanalyseverfahren im Wahlkampf eröffnen. Auch hierbei spielten die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten neuer Medien wieder eine Rolle, beispielsweise in Form von Mini-Apps für den Tür-zu-Tür-Wahlkampf und die innerparteiliche Verknüpfung und Informationsweitergabe.

Nach einem Informationsvortrag im Bundestag statteten wir zum Abschluss des Tages der Landesvertretung Rheinland-Pfalz einen Besuch ab (Foto rechts). Dort gab uns Antonio Giarra-Zimmermann spannende Einblicke in die Arbeit der Landesvertretung und die Besonderheiten des Gesetzgebungsverfahrens, bevor wir den Tag bei rheinland-pfälzischen Spezialitäten ausklingen ließen.

 

Für den Freitag standen dann noch zwei weitere Termine auf dem Programm. Zunächst besuchten wir die Konrad-Adenauer-Stiftung und sprachen dort mit Dr. Viola Neu, der Leiterin des Teams „Empirische Sozialforschung“. Außerdem konnten wir mit Michael Kunert, Geschäftsführer des Demoskopie-Instituts Infratest Dimap, einen weiteren Experten für das Gespräch gewinnen. Dabei wurden wir insbesondere über aktuelle Forschungsprojekte der Konrad-Adenauer-Stiftung informiert und erhielten Einblicke in das Zustandekommen von Wahlprognosen und –hochrechnungen am Tag der Bundestagswahl.

Zum Abschluss machten wir uns auf den Weg in das ARD-Hauptstadtstudio (alle drei Fotos unten). Nach einer Führung durch die Räumlichkeiten der ARD, bei der wir beispielsweise Radio- und Fernsehstudios besichtigen konnten, führten wir eine erkenntnisreiche Unterhaltung mit Ulla Fiebig, der ARD-Hauptstadtkorrespondentin des SWR. Fragen, die uns hierbei besonders interessierten, drehten sich um den medialen Umgang mit populistischen Parteien oder die Frage, wie sich der Wahlkampf auf die tägliche journalistische Arbeit auswirkt.